Aktueller Stand der Situationselastizität: Überzieh den Helm! Jedem teuren Handy wird eine schicke, praktische, modische, sinnvolle (oder auch nicht) Schutzhülle verpasst – WARUM nicht dem teuersten Helm, den das Österreichische Bundesheer (ÖBH) je hatten, dem lieben Ops-Core SEntry XP Mid Cut? HIER auf SPARTANAT haben wir euch das gute Stück ja vorgestellt. Jetzt gehen wir einen Schritt weiter.

Eine ballistische Hülle um den Kopf soll vor allem die Auswirkung von Splittern und Geschossen mindern – damit sie das auch leistet, muss sie selbstverständlich geschützt werden, denn der Kampfhelm der österreichischen Soldaten wird als „Universalschutzhelm“ eingesetzt. Die Panzergrenadiere kontaktieren die Ecken und Vorstöße an ihrem Panzer genauso oft wie Gebirgsjäger Felsvorsprünge oder abgehende Steine, … bis es zum ballistischen Einsatz kommt, sollte die Helmschale also tunlichst vor solchen Einflüssen und permanenter UV-Bestrahlung geschützt werden. Das Benutzerhandbuch gibt dies ohnehin auf Seite zehn vor.

Professionelle Helmbezüge: Raptor von Agilite aus Israel für den OpsCore Ballistic FAST Helm (li.), Team Wendy Ballistic mit Bezug vom US-Hersteller selbst (re.).

Findige „Geardos“ haben sich eh schon eingedeckt. Das Angebot ist auf den ersten Blick RIESIG. Vom China-Fetzerl um fünf Euro bis zum high-end Corduramesh aus Israel von Agilite um schlappe hundert. Aber! Unser Sentry hat eine völlig andere Geometrie als die verbreiteten Ballistic oder Polymer Ops Core FAST BUMP bzw. Helme anderer Hersteller, wie z.B. Wendy System, …

Also ran an die Nähmaschine, passende Stoffe, Klettfächen udgl. werden sich in jeder Kaserne finden bzw. kosten einen Bruchteil dessen, was ihr momentan im Handel für passenden Hüllen ausgebt. Klettflächen, Riemchen, Knöpfe, Ausgleichstaschen, Mesheinsätze – Standard? Nein. Als Grundmodell kann der Schutz der Oberfläche reichen, die Anzahl, Größe, Form, Farbgebung und Anbringung von Zusätzen muss sich nach dem Bedarf richten (DON DOFF).

Hier kommt ATSSC-AU! Oder sagen wir einfach „Austrian tactical splinter shape concealment – AU (arid, urban)“

Im Einsatz: Gebirgsjäger in Stellung. Beachte den Helmbezug.

Beispiel: Unser ATSSC-AU. Der Anlass: Die tri-nationale Gefechtsübung Common Schallenge 2017 in Montenegro (Fotostory demnächst hier auf SPARTANAT). Die Erkundung des Übungsgebietes in den Ausläufern des Dinarischen Gebirges ergab unter anderem, dass in den Angriffsrouten über vorwiegend steiles Klettergelände nicht nur giftige Vipern eine Realbedrohung darstellen, sondern dass vorwiegend Steinschlag die übenden Soldaten gefährden würde.

Gut, alt, österreichisch: Tarnmuster der Zeltbahn 59.

Eine Begleitmaßnahme aus der Beurteilung der Umfeldbedingungen war also auch der Schutz der Ausrüstung. Der Redaktion GEBIRGSJÄGER liegt schon seit einem halben Jahr ein Schnittmuster für den Sentry vor, maßgefertigt aus einer ausgeschiedenen ÖBH-Zeltbahn. Die Geburtsstunde des ATSSC-AU Helmbezuges! Aus der Not eine Tugend zu machen ist eine Art Credo der österreichischen Soldaten. Aus den verschiedenen Magazinen der Ausbildungszüge konnte eine beachtliche Anzahl an alten Zeltbahnen lukriert werden (!), dienen diese unkaputtbaren Schätze doch nach wie vor als Abdeck- und Unterlegsplanen. Mit Unterstützung der (Gottseidank noch vorhandenen) Sattlerei der Betriebsstaffel und vorhandenem Material konnte das Kontingent mit Helmbezügen ausgestattet werden. Hintergrund Steintarn: Das Zeltblatt (offiziell Zeltbahn) des ÖBH wurde von 1957 bis ca. 1980 produziert. Eine Seite bedruckt mit dem 1957 eingeführten Tarnmuster des Kampfanzuges 1957/59, die zweite Seite mit sogenanntem „Steintarn“. Beide Tarnmuster gelten als eigenständige Entwicklung, sind jedoch unverkennbar von früheren, deutschen Entwicklungen beeinflusst.

Das Steintarnmuster, mit seinen sich überschneidenden geometrischen Formen und überdruckten „Regenstrichen“ wird aufgrund seiner Farb- und Formgebung zur Gruppe der Splittermuster (splinter camouflage) gezählt. Splittertarnmuster werden aktuell z.B. von der schwedischen Armee getragen, ihre ausgezeichneten Eigenschaften zur „Konturauflösung“ sind auch im Zeitalter der Verpixelung unumstritten, die aufwändige Adaptierung an veränderte Umweltbedingungen (vgl. Digi-/Pixeltarn) verhindert bisher eine breitere Einführung.

Im Vergleich: Tarnmuster ATACS-AU (o.) und Tarnmuster Steintarn. Augen zusammenkneifen, Betrachtungsabstand vergrößern – die Verteilung der Flächen erscheint ähnlich.

Moderne Terminologie würde das altbewährte Tarnmuster beispielsweise als „Austrian tactical splinter shape concealment – AU (arid, urban)“ bezeichnen. Also: österreichische taktische Splitterformtarnung für Trockengebiete und städtisches Umfeld.Die Farbgebung und -verteilung eines der modernsten Tarnmuster, entwickelt durch die US-Firma Digital Concealment Systems (DCS) erinnert stark an unser Steintarn aus den Siebzigern des vorigen Jahrhunderts, auch wenn in diesem Fall ein völlig anderes System zu Grunde liegt. ATACS-AU ersetzt die herkömmliche Form der Pixeltarnung (Quadratpixel) durch sog. organisch wirkende Pixelwolken. Entwickelt für ein breites Spektrum möglicher Einsatzräume können diese „Wolken“ in Form und Farbgebung variiert werden. (Varianten = Kasten). ATACS-Varianten werden von verschiedenen SOFs, bzw. den Streitkräften Perus und auch Teileinheiten der chinesischen Volksarmee getragen. Die bekanntesten Anwender von ATACS sind die russischen Spetsnaz.
Redaktion Gebirgsjäger
Kurnik, Vzlt

Die Geschichte des Helmbezugs in der englischsprachigen Version der WikiPedia:

The helmet cover was first used by French soldiers during World War I.
… Helmet covers are used by most armies and are in the camouflage pattern of the country/military’s camouflage pattern, but some armies do have different covers to the uniform, for example Austrian Bundesheer wear several different helmet covers and have not got one standardized cover for every soldier. The Israeli Defense Forces use a large, floppy helmet cover to break up the outline of the soldier. The US Army from the late 1950s to the mid-late 1980s used a dual-sided camouflage cover (one side a leafy green, the other a blobby orange) with its steel helmets while the rest of the uniform was green. …

Der OPS-CORE Sentry XP auf SPARTANAT:

– Review (Link)

– Heer hat neuen Helm (Link)

Strecher Party, Combat Medics mit Universaltrage 2000 Einrad beim Manöver in Montenegro. Steintarn macht sich in felsiger Umgebung ganz besonders prächtig.