Der Buchautor, Schießlehrer und Herausgeber des Online Magazins „Waffenkultur“ Henning Hoffmann unterrichtet in seinen Kursen „Robust Pistole Management“. Wir von SPARTANAT wollten wissen, was Teilnehmer bei den Pistolenlehrgängen der Akademie 0/500 lernen, wie er ausbildet und auf was Henning Hoffmann dabei ganz besonderen Wert legt. Unsere Fragen dazu hat er uns im Interview beantwortet.

SPARTANAT: Henning, „Robust Pistole Management“ klingt so als ob die Pistole einiges aushalten muss. Worum geht’s bei dem Kursthema?

Henning Hoffmann: Alle modernen Gebrauchswaffen genügen dem Anspruch an „Robustheit“, welcher im Kurs abverlangt wird. Das Kursthema zielt aber weniger auf die Ausrüstung ab, als vielmehr auf die Fähigkeiten des Teilnehmers. Die sollen „robuster“ werden. Wir erfinden dabei Schießausbildung keineswegs neu. Wir lassen nur alle überflüssigen Dinge weg. Mit dem Ziel, dass Waffenhandhabung so einfach wie möglich wird und Techniken universell einsetzbar werden.

Ausbildungszeit ist eine knappe Ressource. Ebenso knapp, wie die Trainingszeit zum Erhalt der Fähigkeiten. Das gilt für den Privatmann gleichermaßen, wie für institutionelle / behördliche Anwender.

Eine Schießtechnik, die nur auf einem hellen, angenehm temperierten Raumschießstandstand funktioniert, ist nutzlos. Robust ist eine Schießtechnik nur dann, wenn sie auch bei Dunkelheit, Kälte, unter Zeitdruck, im 8-Mann-Trupp oder im Vollkontaktschießen noch erfolgversprechend angewandt werden kann. Das machen wir beim RPM.

04_RPM_s-w-SPARTANAT: Schießen für die Scheibe und für das wirkliche Leben sind so zwei paar Schuhe. Wo trifft sich das eine mit dem anderen?

Henning Hoffmann: Der US-Amerikaner nennt die Schnittmenge „Shooting Fundamentals“ und die ist wesentlich größer, als man denkt. Reduziert man es auf das Schießen, haben ein Wettkampf-Biathlet und ein Delta Force Operator mehr Gemeinsamkeiten, als Dinge, die sie trennen. Bei beiden geht es um das Umsetzen von Grundfertigkeiten des Schießens auf einem hohen Niveau. Die präzise Schussabgabe muss auch noch unter physischer und psychischer Anspannung gewährleistet sein. Techniken und Bewegungsabläufe müssen robust sein.

Schwarze Leggins und KK-Gewehr sind in der Breite der Tactical-Bewegung allerdings nicht so angesagt, wie Multicam und M-4.

03_RPM_s-w-SPARTANAT: Wenn Du nur vier Stunden Zeit hast, jemanden auszubilden, was erklärt man dann?

Henning Hoffmann: Eine Herausforderung für jeden Ausbilder. Das Ausgangsniveau der Gruppe ist nicht bekannt. Das zu erreichende Niveau nicht klar abgesteckt. Der Ressourcenansatz definiert sich ausschließlich über die Zeit von vier Stunden.

Vermutlich würde ich eine dreiviertel Stunde etwas zum Robust Pistol Management Konzept erzählen einschließlich über die Bedeutung von Grundfertigkeiten des Schießens und deren Anwendung. Als theoretische Schnellbesohlung. Im Anschluss folgen 45 Minuten Einzelübungen, um die Arbeit am Abzug, das Abkrümmen, zu verbessern. Der Dot Drill und der Trigger Bar Drill bieten sich hier an. 30 Minuten lang sollte über Low-Light Techniken und Störungsbeseitigung gesprochen werden. Schwerpunkt mit 90 Minuten Ausbildungszeit wäre die Übung „Grid of Fire“ mit diversen Varianten: Beidhändig, Einhändig links / rechts, mit Taschenlampe. Bei geringem Munitionsverbrauch übt der Teilnehmer viele relevante Elemente, wie z.B. die schnelle und präzise Schussabgabe, das Bewegen mit der Waffe in einer 360°-Umgebung, schnelle Positionswechsel und anderes. Die Fehlerkorrektur würde simultan dazu stattfinden. Und die restlichen 30 Minuten wären zur Beantwortung individueller Fragen oder z.b.V. Zum Abschluss würden noch ein oder zwei (Selbst-)Vertrauensbildende Übungen geschossen.

01_RPM-SPARTANAT: Was können Leute, die aus deiner Klasse kommen?

Henning Hoffmann: Sie können mit einer geladenen Waffe leben. Sie können ihr eigenes Training besser strukturieren und sind in der Lage, zu jedem beliebigen Zeitpunkt einen präzisen Treffer anzubringen. Gelingt ihnen das nicht, können die Absolventen selbst analysieren, was sie falsch gemacht haben. Erklärtes Ausbildungsziel von Akademie 0/500 ist, mit einem Gewehr und offener Visierung stehend freihändig ein 500 m entferntes Ziel zu treffen (Zielgröße 45×75 cm). Wer das kann, kann auch alles andere. Teilnehmer haben außerdem die Wichtigkeit erkannt, ihre Waffen in permanenter Feuerbereitschaft zu halten. Das „Entladen“ einer Waffe nach jeder Schießübung ist eine Unsitte aus dem Sportschießen oder der Polizeiausbildung.

SPARTANAT: Die Länge soll es ja nicht sein. Kommt es auf die Geschwindigkeit an?

Henning Hoffmann: Die Größe der Waffe spielt (fast) keine Rolle. Wenn jemand eine Glock 36 oder eine andere 6- oder 7-schüssige Waffe mit zum Kurs bringt, dann ist das auch in Ordnung. Er trainiert die robuste Waffenhandhabung dann eben mit einer geringeren Magazinkapazität. Und das ist der Unterschied in der Kursgestaltung: Es geht nicht darum, sich mit anderen Kursteilnehmern wettkampfmäßig zu messen. Sondern es geht darum, für sich und mit der Ausrüstung, die einem zur Verfügung steht die bestmögliche Leistung zu erbringen und das zu jedem beliebigen Zeitpunkt. Das ist der Performance orientierte Ansatz des Robust Pistol Management Kurses.

HENNING HOFFMANN, Jahrgang 1972, ist Herausgeber der „Waffenkultur“, eines kostenlosen Online Magazins. Er ist studierter Betriebswirt und war von 1992 bis 1996 Fallschirmjäger und Angehöriger einer so genannten B1-Kommandokompanie in Nagold. Sein Buch „Feuerkampf & Taktik“ wurde zum Standardwerk und ist derzeit in der 3. Auflage erhältlich (z.B. über sierra-313.de). Henning Hoffmann gilt als langjähriger Kenner der Schießausbildungsszene in den USA sowie in Europa. Er hat bisher über 80 Fachartikel veröffentlicht und ist selbst Lehrgangsleiter bei Akademie 0/500 ( 0-500.org ), dem deutschen Marktführer für Schießausbildung. Hoffmann ist auch auf Facebook zu treffen.

0-500_WienDemnächst in Wiener Neustadt, bald danach auch wieder in Österreich und immer in Deutschland anzutreffen. Wer mehr über die aktuellen Termine von Henning Hoffmann wissen will, kann sie über www.0-500.org erfahren.