Kobane, Aleppo, Donezk – Städtenamen der letzten Zeit, die die Nachrichten beherrscht haben. Kämpfer haben sich in ihren Mauern verteidigt, andere über Straßenzüge angriffen. Panzer waren als Unterstützungsmittel um urbanen Terrain zu sehen, RPGs allgegenwärtig als Abwehr- und Angriffswaffen. Die Stadt ist mehr den je umkämpft, wenn es zu einem Konflikt kommt. SPARTANAT-Autor Udo Lücken erklärt, warum „Urban Warfare“, der Kampf im bebauten Gelände, die Hauptkampfweise der Konflikte der Zukunft ist:

Das globale Phänomen Landflucht, also der massenhaften Zuzug aus den ländlichen Gebieten in die Metropolen eines Landes, ist seit Jahrzehnten mit zu beobachten. Die Gründe dafür sind komplex,  aber Wesentlichen ist die Konzentration der Verteilerzentren in exponierten Ballungsgebieten. Hier bündelt sich auch die Infrastruktur: Verkehrsknotenpunkte wie Schnellstraßen, Autobahnen und Wasserwege, bzw. Bus/Bahnhöfe und Flugplätze ballen sich. All das impliziert bei der Bevölkerung die Erwartung und Hoffnung auf eine sichere Versorgung, dauerhafte Arbeitsplätze und letztendlich allgemeinen Wohlstand. Für die „Organe der Inneren Sicherheit“ beinhaltet diese Konzentrierung von Menschenmassen aber gleichzeitig auch ein hohes Potential für Konflikte und Unruhen. Bei einer militärischen Bedrohung von „Außen“ sind diese Ballungsgebiete, als zentrale Punkte für die politische und wirtschaftliche Kontrolle, ein logisches Hauptziel für strategische Angriffe. Bereits seit gut zwanzig Jahren verlagern sich Kriegshandlungen zunehmend in dicht bebautes Wohngebiet.

Zahlreiche militärische Institutionen innerhalb der NATO gehen davon aus, dass bis zum Jahre 2025 rund 75 Prozent der Weltbevölkerung in Städten, dabei bevorzugt in Küstenregionen, leben werden. Der Kampf in den Städten ist wesentlich komplexer als vielfach angenommen und wird nicht ohne Grund von militärischen Taktikern bewusst vermieden. Dieses, in dieser Breite neues, Aufgabenspektrum stellt alle Streitkräfte vor eine ungewohnte taktische Herausforderung. Beim Häuserkampf, im englischen „Urban Warfare“, also dem Kampf in stark bebauten Gebieten, müssen dem jeweiligen Szenario die geografische Lage, die Struktur und der Aufbau des Ortes, sowie die Kampfkraft des Gegners möglichst detailreich gegeneinander gestellt werden. Bei den zukünftig zu erwartenden „Urban Operations“ werden die Züge und Kompanien der Infanterie in zunehmendem Maße zum Hauptträger des Gefechtes und müssen daher umfassend taktisch und Ausrüstungstechnisch auf diese Schwerpunktaufgabe vorbereitet werden.

Der infanteristische Kampf auf kürzeste Distanzen wird häufig mit Panzerfäusten und erstaunlich effizient geführt.

Der hohe technische Fortschritt bei den Panzerabwehrwaffen macht ohnehin geschlossene Panzerverbände zunehmend ineffektiv. Wahrscheinlicher sind Kampf- oder Schützenpanzer eher als Teil einer kleinen Kampfgruppe – unten ein GoPro Video eines Einsatzes einer solchen gemischten Einheit in Syrien –, die mit ihrer weitreichenden tag/nachtkampffähigen Optronik die Aufklärungseinheiten, Sturm- und Deckungsgruppen aus der Distanz unterstützen. Die Kämpfe in den Konflikten von 1991 im Irak und im Juli 2014 im Gazastreifen zeigten bereits dieses sich stark verändernde Einsatzbild auf. Erfahrungen aus diesen militärischen Konflikten belegen ein großes Improvisationstalent und hohe opferungsbereitschaft der unkonventionell kämpfenden Gegner. So verwenden sie im direkten infanteristischen Kampf häufig ihre Panzerfäuste der RPG-Reihe unerwartet effizient, selbst auf kürzeste Distanzen.

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In einem typischen Häuserkampfszenario (MOUT-Military Operations in Urban Terrain) geht die Hauptbedrohung von- in den Häuserschluchten nahezu unsichtbar versteckten – direkt gerichteten Abwehrwaffen, Heckenschützen-Teams und in hoher Zahl gestreute Sprengfallen (IED’s) – aus. Solchen Gefährdungslagen ist mit den klassischen infanteristischen Vorgehensweisen der letzten Jahrzehnte nicht mehr beizukommen. Dieser Bedrohung wird in den Heereseinheiten der NATO-Streitkräfte aktuell begegnet, indem ein individueller Mix aus modernen Nahbereichswaffen und neu angepasster Kampfweise zusammengestellt wird.

Die Panzerfaust ist ein Werkzeug im Stadtkampf. Sie kann nicht nur als Waffe eingesetzt werden, sondern auch dazu, Breschen und Schlupflöcher zu schlagen.

Dazu ist „das Rad nicht neu erfunden“, sondern die Vielzahl der Einsatzerfahrungen zurückliegender Konflikte einfach nur konsequent in neue Richtlinien umgesetzt worden. Die abgesessenen infanteristischen Kräfte durchstreifen nun, gesichert durch -auf erhabener Position oder von den nachziehenden gepanzerten Gruppenfahrzeugen-, zusammengefassten Schwerpunktwaffen, das Zielgebiet. Dabei werden die zu durchsuchenden Häuserzeilen und Gebäudekomplexe nicht mehr durch die ursprünglichen Eingänge betreten, sondern nur noch über in die Wände gesprengte Breschen und Schlupflöcher. Die Bundeswehr ist für diesen Einsatzzweck mit der multifunktionalen Panzerfaust 3 von Dynamit Nobel Defence (DND) ausgerüstet. Mit dieser Mehrzweckwaffe ist der Soldat, neben der Grundbefähigung zur weitreichenden Panzerabwehr, in der Lage bedarfsgerecht gegen befestigte Stellungen oder Bunker zu wirken. Der einstellbare Gefechtskopf ist in der Lage, auch aus Räumen heraus, im HEAT- bzw. HESH-Modus Mannsgröße Öffnungen in Häuserwände und Deckungen zu sprengen.

Urban_2Gerade die schnellen Kommandoeinheiten der Spezialkräfte – im Bild eine KSK Einheit beim Training – mit ihrer hohen Erstschlagkraft, aber nur begrenzter Durchhaltefähigkeit, benötigen leichte, aber wirkungsstarke Handwaffen. Hier gilt die leichtere Version von DND die RGW 90 – Bild unten: bei einer Übung – als wirkungsstärkstes, tragbares Waffensystem. Bei ihr wurde die Gesamtlänge verkürzt und der Gefechtskopf in das Rohr verlegt. So sind sie leichter in Hubschraubern oder engen Fahrzeugen mitzuführen und schnell in Einsatzbereitschaft zu bringen. Durch ihre multifunktionale Einsetzbarkeit und einer breiten Munitionspalette werden moderne Panzerabwehrwaffen und 40mm Granatwaffen in den kommenden Konflikten eine höhere taktische Bedeutung erhalten.

HIER gibt es mehr Informationen zu den Panzerfäusten und Handwaffensystemen von DND.

Frei verfügbare US Handbücher für Urban Operations gibt es HIER.

Urban–3Text: Udo Lücken; Bilder DND/ U. Lücken