Sein Buch „Feuerkampf & Taktik“ ist das deutschsprachige Grundlagenwerk zum Thema Umgang mit modernen Schusswaffen. SPARTANAT hat den Buchautor, Schießlehrer und Herausgeber des Online Magazins „Waffenkultur“ Henning Hoffmann zum Interview gebeten und wollte von ihm wissen, wo er ausbildet, wo er es selbst gelernt hat und was im Umgang mit der Waffe besonders wichtig ist.

SPARTANAT: Du bildest als Schießlehrer mit Deiner eigenen Akademie in Deutschland aus. Akademie 0/500. Was bedeutet „0/500“?

Henning Hoffmann: „0/500“ steht für den Entfernungsbereich, den wir mit unserer Ausbildung abdecken: Null bis 500 Meter. Traditionelle Schießausbildung findet meist nur im Entfernungsbereich zwischen sieben und 25 Metern statt bzw. zwischen 50 und 100 Metern für die Langwaffe. Damit werden 80% der Gesamtdistanz vernachlässigt. Mit dem Resultat, das Soldaten die machbare Schlagdistanz ihrer Sturmgewehre von 500 Metern nicht effektiv ausschöpfen können, bzw. der Schütze keinen Lösungsansatz für Konfrontationen in Armdistanz hat. Das „Gap“, wie es Gabe Suarez nennt, also „Zero to five feet“.

SPARTANAT: Was ist das Wichtigste, um einen guten Umgang mit der Waffe zu erlernen?

Henning Hoffmann: Sicherheitserziehung gemäß der 4 Sicherheitsregeln nach Jeff Cooper. Diese müssen gelebt werden. Die Waffe handhaben zu können ist wichtig, wie z.B. Laden, Störungsbeseitigung und das Justieren eines Gewehrs binnen weniger Minuten. Und natürlich das Treffen. Auch kleine Reparaturen sollte der Waffenbesitzer 2.0 selbst vornehmen können.

SPARTANAT: Wenn Du an die USA denkst, was wären Ausbildergrößen, mit denen man trainieren sollte?

Henning Hoffmann: Ken Hackathorn und Larry Vickers kommen schießtechnisch aus einem anderen Universum. Das wären die ersten Adressen. Paul Howe von CSAT bietet grundsolide Ausbildung an Gewehr, Pistole und in Sachen Kleingruppentaktik. Er hat mir das Gewehrschießen beigebracht. Und dann natürlich Ausbilder, die schon seit vielen Jahren einen guten Ruf haben: Mein Freund und Mentor Andy Stanford, James Yeager und Gabe Suarez. Man könnte noch viele andere nennen.

SPARTANAT: Wo siehst Du den Stellenwert von Schießausbildung aus dem zivilen Sektor heraus?

Henning Hoffmann: Diesen Stellenwert kann man gar nicht hoch genug schätzen. Fast alle neuen Impulse in Sachen Ausbildung kamen in den letzten 50 Jahren aus dem zivilen Bereich. Man teilt Schießausbildung in verschiedene Generationen ein, ganz ähnlichen den Generationen der Kriegsführung. Wir befinden uns derzeit in der 4. Generation der Schießausbildung. Die 3. Generation wurde ausschließlich durch private / zivile Institutionen entwickelt und getragen. Allen voran Jeff Cooper mit seiner Gunsite Academy oder Chuck Taylor mit ASAA. Die 4. Generation ist stark beeinflusst durch die Idee des „Integrierten Trainings“ waffensystem- und entfernungsübergreifend.

SPARTANAT: Dein Buch „Feuerkampf und Taktik“ ist inzwischen ein Standardwerk. Wie ist das Buch entstanden?

Henning Hoffmann: Aus der Trainingserfahrung heraus, die ich in USA und der Schweiz sammeln durfte. Ich habe mit etwa 20 verschiedenen Lehreinrichtungen bzw. Ausbildern trainiert; teilweise mehrfach. Irgendwann waren meine Aufzeichnungen so umfangreich, das sie in ein Buch gepresst werden wollten. Das haben wir in Ermangelung eines richtigen Titels einfach „Feuerkampf & Taktik“ genannt. (lacht)

SPARTANAT: Du selbst kommst – wie auch amerikanische Ausbildner – mit einer eigenen M4-Version auf den Markt. Was erwartet da die Kunden?

Henning Hoffmann: Mit dem 0/500 DAR-15 ist uns eine Symbiose zwischen hoher Fertigungsqualität und Einfachheit gelungen. Wir verzichten auf alle unnötigen Anbauteile. Kein Anbauteil dieser Welt beseitigt Ausbildungsdefizite. Viele Anwender unterschätzen ihre gegebenen, natürlichen Fähigkeiten ein 500 Meter entferntes Ziel zu treffen. Man braucht weder teure Optiken noch einen Matchabzug.

SPARTANAT: Was ist der Trick?

Henning Hoffmann: Schießtechnik, Referenzpunkte zwischen Mensch und Waffe nutzen und das Umsetzen von Grundfertigkeiten des Schießens: Visierbild, Haltepunkt, Abzugskontrolle und Nachzielen.

SPARTANAT: Wann kommst Du nach Österreich, um Kurse zu geben?

Henning Hoffmann: Ich plane derzeit einen 3-tägigen Pistolenkurs für das 2. Halbjahr in Wien.

SPARTANAT: Welchen Grund gibt es überhaupt privat eine Waffe zu besitzen?

Henning Hoffmann: Ich verstehe die Frage nicht. Welchen Grund gibt es keine Waffe zu besitzen? Unsere Gesellschaft wäre waffenlos nicht sicherer und unsere Welt ganz bestimmt nicht friedlicher.

HENNING HOFFMANN, Jahrgang 1972, ist Herausgeber der „Waffenkultur“, eines kostenlosen Online Magazins. Er ist studierter Betriebswirt und war von 1992 bis 1996 Fallschirmjäger und Angehöriger einer so genannten B1-Kommandokompanie in Nagold. Sein Buch „Feuerkampf & Taktik“ wurde zum Standardwerk und ist derzeit in der 3. Auflage erhältlich (z.B. über sierra-313.de). Henning Hoffmann gilt als langjähriger Kenner der Schießausbildungsszene in den USA sowie in Europa. Er hat bisher über 80 Fachartikel veröffentlicht und ist selbst Lehrgangsleiter bei Akademie 0/500 ( 0-500.org ), dem deutschen Marktführer für Schießausbildung. Hoffmann ist auch auf Facebook zu treffen.